Gefangener des Monats Juli 2014: Demiana Ebeid Abdelnour aus Ägypten

Name: Demiana Ebeid Abdelnour

Land: Ägypten

Urteil: 6 Monate Gefängnis

Grund: Beleidigung des Islam

Datum: 15. Juni 2014


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Hintergrund

Die christliche Grundschullehrerin Demiana Ebeid Abdelnour ist am  Sonntag, den 15. Juni 2014, in letzter Instanz wegen angeblicher „Beleidigung des Islam“  zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Im Juni 2013  war die Lehrerin zu einer beispiellos hohen Geldstrafe von 100.000 Ägyptischen Pfund (rund 10.000 Euro) verurteilt worden. Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hatte daraufhin nicht nur die koptische Grundschullehrerin Demiana Ebeid Abdelnour Berufung eingelegt, sondern auch der Staatsanwalt, weil er forderte, die Beleidigung des Islam müsse mit Gefängnis bestraft werden.  

Die 24-jährige Lehrerin war 2013 von drei zehnjährigen Schülern der Sheikh Sultan Grundschule in Luxor beschuldigt worden, in ihrem Unterricht über die Geschichte der Weltreligionen den Islam und den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Die Eltern der drei Schüler warfen ihr vor, jedes Mal, wenn sie den Namen des islamischen Propheten Mohammed erwähnte, ihre Hand auf ihren Magen oder ihren Hals zu legen. Die Grundschullehrerin wurde umgehend vom Unterricht suspendiert und musste sich zunächst vor drei Untersuchungsausschüssen verantworten, die sie jeweils freisprachen. Im folgenden Gerichtsverfahren wurden die Entlastungszeugen der Lehrerin nicht angehört. Ägyptische Menschenrechtler wiesen darauf hin, dass die Lehrerin lediglich den im Lehrplan festgelegten Inhalt vermittelt habe.


Zu Ägypten

Es gibt hauptsächlich zwei christliche Gruppen in Ägypten: (a) die historisch gewachsene Gemeinschaft der Kopten, die meisten von ihnen orthodoxen Glaubens und (b) die kleine, aber wachsende Gruppe der Christen muslimischer Herkunft. Beide sind im ganzen Land vertreten, obwohl es eine deutliche Konzentration der Kopten in Oberägypten sowie in den Metropolen Kairo und Alexandria gibt.

Christen muslimischer Herkunft haben in Ägypten zu allen Zeiten unter Verfolgung gelitten. Die große koptische Minderheit hingegen war zwar Repressalien ausgesetzt, im Großen und Ganzen wurde sie aber wegen ihrer historischen Präsenz und ihrer demographischen Größe (ungefähr 10 Millionen) toleriert. Christen muslimischer Herkunft werden vor allem durch die eigene Familie verfolgt: Angehörige bestrafen Konvertiten oft dafür, den Islam verlassen und damit Schande über die Familie gebracht zu haben. In den letzten Jahren hat allerdings eine Verlagerung der Verfolgung stattgefunden, so dass verstärkt auch traditionelle Christen Opfer von Verfolgung werden.

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